Eiweißgetränk und Maßband

Purzeln mit Diät-Shakes endlich die Pfunde?

Eiweiß-Shakes werden in sozialen Netzwerken als Wunderwaffe gegen überschüssige Kilos gehandelt. Sie sollen die Fettverbrennung ankurbeln und unterstützen gleichzeitig den Muskelaufbau. Was ist dran an einer Formula-Diät?

Drinks mit Heilsversprechen?

Die Auswahl an Diät-Shakes ist groß, ebenso das Erfolgsversprechen, in kürzester Zeit in Form für die Bikini- oder Badehosen-Saison zu sein – und das ganz ohne Kalorienzählen und Ausdauersport. Einige Hersteller werben sogar mit einer Gewichtsabnahme von bis zu zehn Kilogramm pro Monat.

Unabhängig von den Herstellern, unterscheiden sich die Pulver zum Anrühren der Drinks nur wenig. Grund dafür ist die deutsche Diätverordnung (DiätV), die klare Richtlinien für diätetische Lebensmittel vorgibt. Auf diese Weise soll bei den Produkten sichergestellt werden, dass es zu keiner Mangelernährung durch die Anwendung kommt. Daher setzt sich die Formula-Diät überwiegend aus einem festgelegten Anteil an Eiweiß, Kohlenhydraten, Ballaststoffen und essenziellen Fettsäuren zusammen. Auch für Vitamine und Mineralstoffe gibt es Vorgaben zur Mindestmenge.

Der Kalorienanteil in den Pulvern ist gering. Eine Tagesration enthält 800 bis 1200 KilokalorienÖffnet sich in einem neuen Fenster (eine Portion ergibt demnach 200 bis 400 Kilokalorien). Da es sich hierbei um etwa die Hälfte des durchschnittlichen Kalorienbedarfs handelt, führt die Aufnahme bei vielen Menschen zu einer Gewichtsreduktion. Der hohe Eiweißanteil soll währenddessen einen Muskelabbau verhindern.

Angerührt werden die Pulver mit Wasser oder Milch. Die meisten Diät-Drinks gibt es in den Geschmacksrichtungen Schokolade, Erdbeere, Banane, Vanille oder Kaffee.

Zu Beginn der Diät sollen bei den meisten Anbietern alle Mahlzeiten durch einen Shake ersetzt werden. Darauf aufbauend sollen im weiteren Verlauf die Shakes langsam zurückgefahren werden und auf dem Speiseplan wieder einzelne Gerichte stehen.

Qualitätsunterschiede beim Eiweiß- und Zuckeranteil

Unterschiede gibt es bei den Shakes hinsichtlich der Eiweißquelle oder dem Zuckergehalt. Einige Hersteller verwenden beispielsweise Soja als Eiweißquelle und bieten so ihre Produkte auch für eine vegane Ernährungsweise an. Bei den tierischen Eiweißquellen kommen häufig Magermilchpulver oder Molke-Eiweiß zum Einsatz. Letzteres hat allerdings eine höhere biologische Wertigkeit.

Einige Produkte weisen zudem einen zu hohen Zuckergehalt auf oder erreichen nicht die empfohlene Ballaststoffmenge von 30 Milligramm pro Tag.

Hinweis auf Verpackung ist Pflicht

Wenn das Diät-Konzept vorsieht, dass zu Beginn sämtliche Tagesmahlzeiten durch Shakes ersetzt werden sollen, muss auf den Verpackungen der Hinweis vermerkt sein, dass die Diät ohne ärztliche Begleitung nicht länger als drei Wochen durchgeführt werden darf!

Bei starkem Übergewicht können die Shakes nützen

Für Menschen die ein starkes Übergewicht aufweisen (Body-Mass-Index über 30), unter einer Fettleber oder Diabetes leiden, können Diät-Shakes als eine medizinische Maßnahme zum Einsatz kommen. Sie können dabei helfen, in kurzer Zeit viel abzunehmen und den Blutzucker zu regulieren – besonders dann, wenn die betroffenen Personen bisher Probleme hatten das Gewicht zu reduzieren. Das mit den Drinks verbundene Erfolgserlebnis kann motivieren, die Ernährung nachhaltig umzustellen.

In diesen Fällen werden die Shakes etwa drei bis sechs Wochen lang als Mahlzeitenersatz eingenommen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Einnahme auch über drei Monate erfolgen.

Die Verwendung sollte aber immer in Absprache mit einem Facharzt für Ernährungsmedizin und/oder einem Diätassistenten geschehen und der Verlauf auch von diesen Personen überwacht werden. Die Ermittlung des Ausgangsgewichts, die Berechnung des Grundumsatzes sowie die Abklärung von möglichen Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen ist vor Diätbeginn unumgänglich. Auch sind Allergien gegen bestimmte Eiweiße, wie etwa Soja oder Milch, oder Nebenwirkungen wie Schwindel, Verstopfung oder Kopfschmerzen möglich.

Die Formula-Diät darf weder über- noch unterdosiert werden. Damit es während der Anwendung nicht zum Muskelabbau kommt, wird der Körperfett- und Muskelanteil der Patienten unter anderem mittels BIA-Messung (Bioelektrische Impedanzanalyse) regelmäßig kontrolliert.

Für ein gutes Durchhaltevermögen und zur Unterstützung bei einer anschließenden langfristigen Ernährungsumstellung braucht diese strikte Diätform zusätzlich eine gute Ernährungsberatung mit psychologischer Unterstützung. Nur so hat die Diät auch einen langfristigen Erfolg.

Alternative zu Diät-Shakes ohne Jojo-Effekt

Wer lediglich ein paar Kilos vom Winterspeck loswerden möchte, sollte lieber auf Diäten setzen, bei denen eine Vielzahl an Lebensmitteln aus allen wichtigen Lebensmittelgruppen enthalten sind. Denn auch eine ausgewogene, kalorienreduzierte Ernährung mit geringem Anteil an einfachen Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren sowie einem hohen Anteil an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten - kombiniert mit ausreichend Bewegung - kann zu einer langfristigen Gewichtsreduzierung führen. Zwar purzeln hier die Pfunde nicht in Rekordzeit, dafür kann sich der Körper besser an die reduzierte Kalorienzufuhr anpassen. Das erhält die Gesundheit und die Lebensfreude, außerdem wird so der Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt und der Jojo-Effekt bleibt aus.

Wer nur auf die Shakes setzt, muss damit rechnen, nach der Crashdiät schnell wieder in alte Essgewohnheiten zu fallen. Dann sind die unerwünschten Kilos schnell wieder auf der Hüfte. (Sie)

Stand: Januar 2024

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