Würfelzucker in einem Holzlöffel

Zucker bleibt Zucker

Wer versucht, mit dem Essen wenig Zucker zu sich zu nehmen, hat es nicht leicht. Denn viele süßende Zutaten sind in verarbeiteten Lebensmitteln wie Fruchtjoghurt oder Müsli nicht gleich zu erkennen. Wussten Sie, dass beim Aufdruck „ohne Zuckerzusatz“ dennoch Zucker drin sein kann und zwar Maltodextrin, Süßmolkenpulver, Glukosesirup, Fruktose, Molkenerzeugnis…?

Zuckerkonsum in den vergangenen Jahrzehnten

Seit einigen Jahren achten immer mehr Verbraucher auf die Zuckerzufuhr in ihrer Ernährung. Dennoch ist der Zuckerkonsum in den vergangenen Jahren nur wenig gesunken. Betrug der jährliche Zuckerverbrauch pro Kopf und Jahr zwischen 1970 und 2005 etwa 35 Kilogramm, sind es seit 2010 etwa 31 bis 33 Kilogramm. Der Grund für den nur geringen Rückgang des Zuckerkonsums liegt einerseits vor allem daran, dass nicht nur Haushaltszucker, sondern auch andere süßende und damit zuckerähnliche Stoffe zugesetzt werden. Andererseits ist Zucker in Lebensmitteln wie Ketchup und Krautsalat versteckt, wo man ihn nicht vermutet.

Wie viel Zucker braucht der Mensch?

Nach der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation soll die aufgenommene Zuckermenge weniger als zehn Prozent des Energiebedarfs betragen. Ein Erwachsener dürfte somit pro Tag 50-60 Gramm und ein Kind mit vier bis sechs Jahren etwa 30 Gramm Zucker mit dem Essen zuführen.
Diese Zuckermenge ist schnell erreicht, denn in einem 0,2 Liter-Glas Apfelsaft oder Cola sind bereits 21 Gramm bzw. 22 Gramm Zucker enthalten.

Zucker hat viele Namen

Auch wenn ein Lebensmittel mit „zuckerfrei“ beworben wird, bedeutet dies noch lange nicht, dass kein Zucker enthalten ist. Nur wenn Haushaltszucker (Saccharose) im Lebensmittel steckt, muss auf der Zutatenliste auch „Zucker“ stehen. Es gibt aber eine Vielzahl von weiteren Zuckerarten oder anderen süß schmeckenden Substanzen.

Zu den Zuckerarten gehören zum Beispiel Laktose (Milchzucker), Maltose (Malzzucker), Dextrose, Maltodextrin, Fruktose (Fruchtzucker), Glukose (Traubenzucker).

Diese verschiedenen Zuckerarten kommen auch in Süßmachern wie Sirup (Glukosesirup, Invertzuckersirup, Ahornsirup), Malzextrakt, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver, Dicksäfte (z.B. Agavendicksaft)  vor.

Auf der Zutatenliste von Lebensmitteln müssen die Inhaltsstoffe entsprechend ihrer Menge gelistet sein, wobei die häufigste Zutat zuerst genannt sein muss. Durch die Verwendung von verschiedenen Zuckerarten und Süßmachern wird somit verschleiert, wie hoch der tatsächliche Zuckergehalt ist. So ist dem Verbraucher gar nicht bewusst, dass das gekaufte Produkt viel Zucker enthält, wenn weiter hinten in der Zutatenliste „Zucker“ steht, auf den vorderen Plätzen jedoch Glucosesirup, Süßmolkenpulver und Malzextrakt.

Tricks bei der Lebensmittelherstellung und –kennzeichnung

  • Weniger süß
    Steht „weniger süß“ auf der Verpackung, glaubt man, ein Produkt mit weniger Zucker zu kaufen. Tatsächlich kann jedoch der Haushaltszucker durch eine weniger süß schmeckende Zuckerart wie Maltodextrin ersetzt sein. So schmeckt das Lebensmittel zwar weniger süß, der Zuckergehalt ist jedoch unverändert.
     
  • Reduzierter Zuckergehalt
    Eine Schokolade mit der Kennzeichnung „reduzierter Zuckergehalt“ muss kein Produkt mit  besonders wenig Zucker sein. Es bedeutet, dass 30 Prozent weniger Zucker als in einem Lebensmittel der gleichen Art enthalten sind. Wird als Vergleichsobjekt ein besonders zuckerhaltiges Produkt gewählt, ist das Produkt mit dem angepriesenen reduzierten Zuckergehalt nicht zuckerarm.
  • Natürlicher Zucker ist auch Zucker
    I
    n der Werbung wird der Begriff „Natur“ gerne verwendet, da Konsumenten damit etwas Gutes verbinden. Aussagen wie „ohne Zuckerzusatz“ oder „100 Prozent Frucht“ erwecken den Eindruck, dass das Produkt gar keinen Zucker enthält. Dies ist ein Irrtum, denn statt Haushaltszucker wird hier zum Süßen Fruchtkonzentrat oder Dicksaft zugesetzt, so dass insgesamt viel „natürlicher Zucker“ im Lebensmittel drin ist.

    Der Zucker von Zutaten, die natürlicherweise Zucker enthalten, muss nicht speziell in der Zutatenliste genannt sein. Deshalb darf ein Cappuccinopulver als „ungesüßt“ bezeichnet werden, auch wenn es Süßmolkenpulver mit Milchzucker enthält.

  • Fettarm bedeutet mehr Zucker
    Ein fettarmer Joghurt muss nicht zwingend kalorienarm sein. Wird der Geschmacksträger Fett reduziert, verliert es an Geschmack. Dies wird verhindert, indem mehr Zucker zugegeben wird.

Hoher Zuckergehalt auch in herzhaften Produkten

Viele Verbraucher verbinden mit Zucker süße Lebensmittel. Doch auch in herzhaften Lebensmitteln ist Zucker drin, der als billiges Bindemittel, zur Geschmacksverstärkung oder zur Haltbarmachung zugefügt wird. So kann Ketchup 20 Prozent, Rotkohl im Glas elf Prozent und Tütensuppe 13 Prozent Zucker enthalten.

Auch wer keine Süßigkeiten zu sich nimmt, kann mit einem

  • Frühstück: Cappuccino aus Pulver, Müsli, Leberwurst, Toastbrot (27 Gramm Zucker)
  • Snack am Vormittag: Wasser mit Apfelgeschmack, Joghurt (23 Gramm Zucker)
  • Mittag-Snack (12 Gramm Zucker)
  • Snack am Nachmittag: Wasser mit Apfelgeschmack (23 Gramm Zucker)
  • Abendessen: Pizza und Salat mit Fertigdressing (18 Gramm)

über 100 Gramm Zucker am Tag zu sich nehmen.

Viel Zucker in vermeintlich gesunden Lebensmitteln

Joghurt gilt als gesundes Lebensmittel, auch Fruchtjoghurt. Folglich wird Fruchtjoghurt als gesünder bewertet als manche Süßigkeit. Dabei ist gerade in Fruchtjoghurts der Zuckergehalt recht hoch, wie eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ergab. Da meist ein geöffneter Joghurt auf einmal leer gegessen wird, ist nicht nur der Zuckergehalt pro 100 Gramm wichtig, sondern auch der Zuckergehalt des ganzen Bechers.

Klar ist, dass es Joghurt nicht zuckerfrei geben kann, denn Joghurt wird aus Milch hergestellt und diese enthält natürlicherweise schon etwa 4,5 Prozent Milchzucker (Laktose). Je nach Herstellung liegt der Milchzuckergehalt in 100 Gramm Naturjoghurt zwischen 3,2 und 4,5 Gramm Milchzucker.

Bei der Herstellung von Fruchtjoghurts wird aber reichlich Zucker zugesetzt, denn viele Fruchtjoghurtprodukte enthalten pro 100 Gramm 13 bis 15 Gramm Zucker. In einem 150 Gramm-Becher sind dies dann etwa 20 bis 22 Gramm Zucker, in einem 200 Gramm-Becher etwa 26 bis 30 Gramm Zucker und in einem 250 Gramm-Becher etwa 32 bis 37 Gramm Zucker.

Somit ist in einem 250 Gramm-Becher Fruchtjoghurt die Tagesmenge an Zucker für Kinder und die Hälfte der empfohlenen Menge für Erwachsene enthalten.

Auch in anderen Lebensmitteln wie Getränke, Frühstücksflocken und Müsli lohnt ein Blick auf die Zutatenliste und Nährwertangaben, um den Zuckergehalt zu erfahren.

Bei Kinderlebensmitteln ist besonderes Augenmerk geboten, da für Kinder ausgepriesene Lebensmittel – egal ob Kekse, Müsli, Kinderquark oder Kindertee – oft mehr Zucker enthalten als vergleichbare Produkte.


Stand: März 2020

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