Rhönschafe grasen auf Weide

Fleisch vom Rhönschaf – Genuss ohne schlechtes Gewissen?

In den 1980er Jahren noch vom Aussterben bedroht, haben sich die Rhönschaf-Bestände im Dreiländereck Hessen-Bayern-Thüringen inzwischen erholt. Die vergleichsweise großen, pflegeleichten und attraktiven Tiere gelten als genügsam und widerstandsfähig. Ihr Fleisch gilt als besonders schmackhaft und zart. Es wird von Metzgern und Direktvermarktern in der Region angeboten.

Bedrohte Tierrasse

Die Bestände des in den 1980er Jahren vom Aussterben bedrohten Rhönschafs haben sich inzwischen wieder soweit erholt, dass es zwischen 4.000 und 6.000 Tiere in Deutschland gibt. Der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) zufolge ist das Rhönschaf aktuell noch unter Bestandsbeobachtung, denn verglichen mit den Beständen um 100.000 Tiere im 19. Jahrhundert sind die heutigen Bestandszahlen gering.

Besonders beliebt ist das schon von Napoleon geschätzte Fleisch der Rhönschafe. Es ist als sehr wohlschmeckend und zart bekannt. Deshalb wurde das Rhönschaf bereits im 19. Jahrhundert - bis zu 80.000 Tiere pro Jahr - nach Frankreich exportiert. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Zucht der Rhönschafe unter anderem aufgrund von Einfuhrbeschränkungen weitgehend eingestellt und durch die Haltung von Rindern oder profitablerer Schafsrassen ersetzt. Dies führte beinahe zum Aussterben der Rhönschafe.

Vielfältige Nutzung

Die große und kräftige Rasse gilt als sehr widerstandsfähig und pflegeleicht. Die Tiere kommen daher sehr gut in dem rauen Mittelgebirgsklima der Rhön zurecht. Allerdings sind die Lämmer der Rhönschafe erst mit acht bis 11 Monaten schlachtreif. Lämmer anderer Rassen erreichen die Schlachtreife in der Regel bereits mit maximal fünf Monaten. Jedoch ist gerade wegen der langsameren Wachstumsphase das Fleisch recht kurzfaserig und somit besonders zart. Und da auf den Mittelgebirgswiesen zahlreiche Kräuter wachsen, schmeckt es darüber hinaus auch würzig und zeichnet sich durch einen gewissen Wildgeschmack aus.

Das Fleisch sowie die daraus erzeugten Produkte, unter anderem Salami, Schinken und diverse Wurstspezialitäten, sind entweder bei Direktvermarktern oder in einigen Metzgereien der Region erhältlich.

Rhönschafe werden jedoch nicht nur als Schlachttiere, sondern auch zur Landschaftspflege, beispielsweise zur Beweidung von Streuobstwiesen, genutzt. Ihre derbe, grobe Wolle ist hingegen weniger beliebt, da sie sich nicht sonderlich gut industriell verarbeiten lässt.

Sympathieträger des Biosphärenreservats Rhön

Heute werden Rhönschafe vorrangig von Hobbyzüchtern gehalten, da ihre Haltung sich wirtschaftlich kaum noch rechnet. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass der Fleischertrag im Vergleich mit anderen Rassen geringer und die grobe Wolle kommerziell schlechter verwertbar ist. Die Hobbyhalter im Biosphärenreservat Rhön verfolgen daher auch das Ziel, einen Beitrag zur Erhaltung der Art zu leisten. Zudem spielen weitere Gründe, wie freundliches Wesen, leichte Zähmbarkeit sowie das attraktive Erscheinungsbild des Rhönschafs bei der Entscheidung für die Hobbyzucht eine Rolle.

Nicht zuletzt deshalb sind Rhönschafe heute auch für den Tourismus in der Region von Bedeutung, denn vor allem Kinder lieben die sympathischen Tiere und haben Freude daran, sich unter Anleitung um die Schafe in der Natur zu kümmern. Das Projekt „Jedem Kind sein Rhönschaf“ gewann sogar den Bürgerpreis des Deutschen Naturschutzpreises.

Stand: März 2020